Weingut Burg Hornberg
Hier betrieb einst der legendäre Götz von Berlichingen Weinbau: 45 Jahre lang lebte der berühmt-berüchtigte fränkische Reichsritter mit der eisernen Hand auf Burg Hornberg bei Neckarzimmern. Was viele aber nicht wissen: Der durch seine Kämpfe im schwäbischen Bauernkrieg bekannt gewordene Ritter trieb auch Weinbau auf seiner 1517 erworbenen Burg Hornberg, und zwar so erfolgreich, dass er - wie die Annalen berichten - seinen „Neckarwein - Schleckerwein“ bis an den Kaiserhof der Donaumetropole Wien verkaufte.
Die Burg Hornberg wird erstmals 1184 in einem durch Kunrad von Hohenstaufen, Pfalzgraf bei Rhein, verfassten Dokument erwähnt – samt Weingut und Weinbergen. Doch die Experten sind sich heute sicher, dass dies nicht der Beginn des Weinbaus am Hornberg war: Auf dem Gebiet der „Unteren Au“ und des zur Burg Hornberg gehörenden Stockbronner Hofes wurden 1893 zwei römische Villae Rusticae gefunden. Auffallend viele Scherben von teils großen Keramikgefäßen legen eine Verbindung der beiden Landgüter zum Weinbau nahe – damit dürfte in der Gegend, durch die auch der Limes führte, schon im 2. Jahrhundert Weinbau betrieben worden sein.
In jedem Fall gilt das Weingut Burg Hornberg allein schon wegen der Urkunde von 1184 als das zweitälteste Weingut der Welt - und als das älteste Weingut in Baden-Württemberg - auch wenn es indes im Jahr 2024 stillgelegt wurde. Nach den Worten des heutigen Burgherrn und Oenologen Dajo von Gemmingen-Hornberg ist der Steillagenweinbau in seinem Betrieb nicht mehr rentabel. Die Arbeits- und Produktionskosten seien fünf- bis sechsmal höher als im Flachlagenweinbau.
Das stillgelegte Weingut liegt eigentlich auf badischem Gebiet und galt auch bis in die 1980er Jahre als badisches Weingut. Seitdem wird die Lage an der Grenze zu Württemberg jedoch als württembergisch geführt. Auf insgesamt zehn Hektar Rebfläche wurden eine Vielzahl von Weinen angebaut, darunter auch historische Weinsorten wie Muskateller und Traminer - auch auf den steilen Terrassen des Burgberges in den Lagen Burg Hornberger Wallmauer und Burg Hornberger Götzhalde.
Über neun Kilometer Natursteinmauern sorgten für einen thermischen Ausgleich im Weinberg, weil das Mauerwerk tagsüber die Wärme der Sonne speichert und nachts die Wärme an die Rebstöcke abgibt. Bis zuletzt wurde das Traubengut vom Weinberg direkt in die Kelter des unterhalb bei Neckarzimmern liegenden, 400 Jahre alten Schlosses zur Verarbeitung gebracht. Der Ausbau der Weine erfolgte im alten Schlosskeller mit seinem 40 Meter langen und über 6 Meter hohen, freitragenden Gewölbe. Weinproben fanden in der Romanischen Unteren Burg statt, dem größten Wohngebäude aus der Staufferzeit nördlich der Alpen. Der offizielle Gutsausschank befand sich in der Alten Neckarmühle in Gundelsheim. Burgherr Baron Dajo von Gemmingen-Hornberg – in 12. Generation Erbe des Freiherrn von Gemmingen, der 1612 Burg Hornberg kaufte, und Bewahrer einer rund 1500-jährigen Weinbautradition. Götz von Berlichingen-Hornberg war 1562 mit 82 Jahren gestorben – seine Originalrüstung ist bis heute auf der Burg zu sehen.