1. Was ist das Verrückteste, das Ihnen in Ihrem Beruf passiert ist?
An meinem ersten Tag im Sommer 1993 in der Ausbildung zur Winzerin wurden im übertragenen Sinne Wetten abgeschlossen, wann ich aufgebe. Wir waren in einer extremen Steillage an der Saar zum Spritzen mit Schlauchleitung. Das ist zu einem sehr anstrengend, zum anderen waren die Bedingungen durch hohen Bewuchs in den Reihen zusätzlich erschwert und ich hatte, sagen wir es mal so, nicht das optimale Schuhwerk an. Denn meine bestellten Gummistiefel waren im Raiffeisenhandel noch nicht angekommen, und somit hatte ich etwas zu große Stiefel vom Chef an. Mich hat es aber nicht demotiviert sonders motiviert. Ich muss heute noch schmunzeln, wenn ich an diesen verrückten Tag denke.
2. „Sie als Frau…“, war das in Ihrer Karriere ein Thema?
Mal mehr mal weniger. Tatsächlich wurde ich immer wieder bei Schlepperarbeiten (1993) von Kollegen beobachtet, ob ich das auch richtig mache. Später nach Abschluss zur Winzermeisterin bin ich in den Prüfungssauschuss für Winzermeister*innen berufen worden. Da war es für manche Kollegen etwas überraschend und befremdlich, da ich die erste Frau in diesem Ausschuss war. Je mehr ich in führendende Positionen kam, um so merkbarer wurde es. Ich selbst bin damit relativ selbstsicher umgegangen. So war es schnell kein Thema mehr.
3. Wie wichtig ist die Zielgruppe Frauen als Konsumentinnen Ihrer Meinung nach? Gehen Frauen anders mit dem Thema Wein um?
Ein Großteil der Weine werden im LEH und Co. von Frauen eingekauft. Dementsprechend wichtig ist hier auch die Positionierung. Ich bin in der Weiterbildung für Wein für Fachpublikum wie auch Endverbraucher*innen tätig und auch hier nehmen immer mehr Frauen teil. Dass Weine nur nach Etikett gekauft werden, ist als Klischee so nicht mehr haltbar.
4. Welches Klischee über Frauen und Wein ärgert Sie am meisten?
Frauen trinken nur lieblichen oder gar süßen Wein oder Sekt.
5. Mit welchem Thema werden Sie sich als nächstes intensiver beschäftigen?
Ich bin derzeit an verschiedenen Themen interessiert. In unserem Netzwerk Vinissima Frauen und Wein e.V. möchte ich mich mehr dafür einsetzen, dass Frauen mehr Informationen darüber erhalten, wie sie sich als Frauen in Familienbetrieben und auch generell besser absichern können. Weintechnisch versuche ich den Bereich alkoholreduziert bzw. alkoholfrei bei Weinen zu durchdringen, da ich denke, dass wir uns in naher Zukunft damit intensiver beschäftigen werden. Und ich denke, ähnlich wie bei den ersten alkoholfreien Bieren erwartet uns im Weinsektor auch hier noch Spannendes.
Das Interviews mit Jennifer Henne-Bartz führte Dr. Anja Zimmer