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Bodmann im Interview: "Wer hat Angst vor Maischegärung?"
Welche Flasche (deutschen) Wein öffnen Sie als Nächstes?
Im Moment verkoste ich Weine von der Nahe und Ahr für den Gault Millau, mache also gar keine Weine auf, weil das so viele sind, dass ich eine studentische Hilfskraft nur für’s Korkenziehen engagiert habe. Wenn die wieder weg ist, werde ich mein Kellnermesser höchstpersönlich in einem 2015er Siegelsberg GG von Achim von Oetinger versenken, weil ich dann erstens unbedingt mal wieder etwas mit eigenem Geld gekauftes trinken muss und zweitens auf diesem Planeten derzeit keine schönere Belohnung für getane Arbeit existiert. (Für diese unverhohlen werbliche Formulierung wird mir der Winzer dann hoffentlich umgehend eine kostenlose Ersatzflasche übersenden…)
Warum Wein statt Bier?
Weil man von Wein nicht rülpsen muss?!? Naja, und dann ist Bier etwas fast beliebig reproduzierbares, während beim Wein gewisse Grenzen existieren, die es leichter machen, sich elitär zu fühlen.
Deutsche Weinerzeuger sind/werden/waren…
…langsam lockerer im Umgang mit Bloggern. Mir wurde schon länger keine Dresche mehr angeboten und die Schrotflinte bleibt auch immer öfter im Schrank.
Nachhaltig, bio, vegan, Naturweine – wie wichtig finden Sie das?
Das ist so ein bisschen wie die Frage: Sind Sie für den Weltfrieden? Haben Sie schon mal gehört, dass da jemand mit ‚Nein‘ geantwortet hat? Nachhaltig ist selbstverständlich wichtig. Beim Rest bin ich noch in der Findungsphase.
Was Sie schon immer mal über deutsche Weine sagen wollten:
Der Tod aller Liebe ist der Vergleich. Ich bin immer öfter in der glücklichen Lage, dass ich in Regionen reisen oder fremde Winzer treffen darf, die mir die Unvergleichlichkeit ihrer Weine anpreisen. Nur daheim, da orientieren sich immer alle an ausländischen Vorbildern (und sitzen vor allem vor dem Burgund wie ein Kaninchen vor der Schlange, wenn nicht gar dem Lindwurm höchstselbst). Wobei das natürlich völlig übertrieben und unzulässig verallgemeinert ist. Meine geliebten Franken stellen ihren Silvaner gerade ganz wunderbar auf eigene Füße und die Rheingauer lernen, richtig den Rücken gerade zu machen. Wir haben also auch Vorbilder in den eigenen Reihen.
Ihr nächstes Thema heißt…
Wer hat Angst vor Maischegärung? Und glauben Sie mir, die Antwort lautet garantiert nicht „Niemand!“ Ich bin ja selber nicht furchtlos. Aber Familie Poss, Daniel Sauer, die Männer von der Klostermühle oder die Brüder Kiltz – die haben Bärte, die dürfen mit!
Ihr letzter Leserkommentar?
‚Heute hab‘ ich nix zu meckern’ – ach nee, das habe ich geträumt. In Wirklichkeit vermutlich irgendetwas von einem fanatischen Halbwissenschaftler, der es besser wusste. Das Problem an der virtuellen Welt ist, dass weder Dreschedrohungen noch Schrotflinten helfen, da haben die Winzer es besser. Andererseits sind die Winzer Schuld an dieser absurden Entwicklung: warum müssen die jeden Konsumenten verbal in den Keller schleppen und ständig über Hefen, Enzyme und Kaltvergärung reden? Wein war mal so einfach, bis Winzer ein Free-From-Produkt daraus machen wollten.
Ihr letzter Post zum Weinland Deutschland?
Da haben Sie jetzt ein ‚r‘ vergessen, oder? Meine Autokorrektur ist zumindest sicher, dass das ‚Prost‘ heißen muss. Na denn: Prost (sent from my iPhone)!
Danke an Felix Bodmann! Hier geht´s zum Blog Der Schnutentunker
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