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Berlin: Sommelier Serhat Aktas eröffnet Wein- und Brothandel
Was treibt dich zurzeit um, Serhat? Woran arbeitest Du?
- "Der Weinlobbyist", eine Bistro&Weinbar in Berlin-Schöneberg, hat die Lockdowns überlebt. Der Betrieb macht weiterhin viel Spaß. Jetzt habe ich mir einen weiteren Traum erfüllt: Mein Team und ich übernehmen das Nachbargeschäft, um dort einen Wein- & Brothandel zu betreiben. Dort gibt es dann unser hochgelobtes hausgebackenes Sauerteigbrot und das umfangreiche Weinsortiment des Weinlobbyisten.“
- Weiterhin führe ich jährlich den Weinwettbewerb LagenCup durch. Zuletzt haben insgesamt zehn Juroren über 400 Lagenweine verkostet. Das Interesse am Wettbewerb ist deutlich höher als zunächst angenommen.
Welche Rolle spielen deutsche Weine/Sekte bei Dir?
- Eine dominierende. Die Weinkarte hat noch nicht die Größe, die ich haben will, weil ich coronabedingt auf die Bremse treten musste. Anfangs, als ich die Weinbar im Februar übernahm, wollte ich gleich mit 300 Positionen starten. Dann funkte Corona dazwischen. Aktuell wären 300 Positionen auf der Karte glatter Selbstmord. Die Weinkarte wird jetzt Stück für Stück erweitert. Aktuell sind es ca. 100 Positionen. Aber auch das ist ja bereits eine Ansage. Außerdem werde ich auch eine große Sektkarte aufstellen, weil ich selber ein großer Winzersekt-Liebhaber bin!
Warum ist dein neuer Schritt gut fürs Weinland Deutschland?
- Meine Weinbar "Der Weinlobbyist" befindet sich mitten in Berlin, im Schöneberger-Kiez. Das bedeutet, dass ich aus jeder Gesellschaftsschicht Gäste bei mir habe. Von Ärzten bis zu Anwälten, vom Bäcker und der Lidl-Kassiererin bis hin zu Studenten. Daher findet man bei mir von einfachen Gutsweinen über große Gewächse bis hin zu den gereiften Tröpfchen einfach alles. Das Ganze bis ins Jahr 1994 zurück. Der Sommelier ist der Interessenvertreter der Winzer, also ein "Weinlobbyist". Ich gebe mein Bestes, diese Aufgabe gut zu erfüllen und die Weine auf eine unkomplizierte Art und Weise an den Verbraucher zu bringen. Der Gast darf keinen zu großen Respekt vor dem Wein haben. Das baut nur Hemmschwellen auf. Ich will, dass der Wein wieder zu einem Alltagsgetränk wird und auch, wie in den südeuropäischen Ländern üblich, zum Mittag getrunken wird. Oder wie Manfred Klimek mal sagte: rettet den Mittagswein. Das will ich in meiner Weinbar etablieren.
Deutsche Weinerzeuger sind/werden/waren…
- Deutsche Weinerzeuger sind sehr gut und werden immer besser. Die berühmte "junge Generation" ist zurecht berühmt, denn sie ist weltoffen und experimentierfreudig. Das ist auch gut so. Neue, große Herausforderung wie z.B. der Klimawandel lauern. Die vielfältigen Implikationen können natürlich nicht in ein paar Tagen oder Wochen gemeistert werden. Nein. Es ist eine Herausforderung, mit der man ein Leben lang klarkommen muss. Und um das im Weinbau zu schaffen, haben die jungen Winzer keine andere Wahl als sich stetig weiter zu bilden.
Deutsche Weine sind in Berlin …
- sehr beliebt! In Berlin ist die Nachfrage nach deutschen Weinen sehr groß. Ich merke auch, dass das Interesse an restsüßen Weinen, wie dem klassischen Kabi, sowie, oder vor allem, an Winzersekten wachsen. Bei mir fragen die Gäste explizit nach deutschem Winzersekt und nicht nach Prosecco und Co. Das finde ich mega!
Dein letzter Post (zum Weinland Deutschland)?
- Ein 2011er Spätburgunder von Weingut Gutzler aus der Lage Morstein. Dieser Wein war eine Granate! Eine unglaubliche frische, mit tollen Fruchtaromen, die Tanninreife war perfekt und der Abgang war grandios lang. Die leichten Reifetöne dazu machten den ohnehin komplexen Wein noch vielfältiger.
Welche Flasche Wein/Sekt hast du als erstes geöffnet und warum?
- Der erste Sekt war ein 2016er Pinot Brut vom Weingut Münzberg aus der Pfalz, der drei Jahre auf der Hefe lag, bevor er degorgiert wurde. Dieser Sekt hat für mich die beste Kombination aus Frische, Frucht, Cremigkeit und großartige Hefearomatik. Der erste Wein war ein 94er Geheimrat J. von Weingut Wegeler aus dem Rheingau aus der 6l Flasche. Das war für die Eröffnung gedacht und ich habe die Pulle innerhalb von 3 Tagen verkaufen können. Da war ich selber erstaunt.
In dieser Serie erschienen auch:
- Blogger und Podcast Publizist Daniel Beyer
- Anne Seubert, kekstesterin.de
- Björn Bittner, bjrlebouquet
- Matthias Düsi, Düsi-Blog
- Bettina Wiebe, Captain´s Dinner Blog
- Irmgard Gröschl, #WinePassion
- Niko Rechenberg Gourmetwelten
- Nico Medenbach, Drunkenmonday
- Felix Bodmann, Der Schnutentunker
- Christoph Raffelt, Herausgeber von Originalverkorkt.de
- Marcus Johst, Chefredakteur von captaincork.com
- Jens Priewe, Weinkenner und Buchautor
- Dirk Würtz, Betriebsleiter und Blogger
- Natalie Lumpp, Sommeliere